Garnisonkirche Potsdam | Informationen und Geschichte
Die Garnisonkirche Potsdam ist über die Stadtgrenzen Potsdams bekannt und war eine der bedeutsamsten Bauwerke Potsdams. Mit dem geplanten Wiederaufbau steht die Kirche wieder mehr im öffentlichen Fokus. Sie erhalten mit dem Beitrag einige Informationen zur Geschichte der Kirche, zur Architektur und weitere interessante Fakten zu der Potsdamer Sehenswürdigkeit.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Garnisonkirche Potsdam

Die Garnisonkirche Potsdam wurde von Architekt Philipp Gerlach von 1730 bis 1735 errichtet. Sie ersetzte die vorher am Ort befindliche Fachwerkkirche von 1722. Der Bau wurde angeordnet durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. und sollte in seiner Residenz für die Angehörigen des Hofstaats und der Garnison dienen.
In der Potsdamer Garnisonkirche feierten am 4. Juli 1816 das Militär und die Bevölkerung die Befreiung von den Franzosen in Anwesenheit Friedrich Wilhelms III. An den Wänden wurden eroberte Fahnen, Standarten und Tafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht. Der König ließ zur Erinnerung an das Bündnis zwischen Preußen, Russland und Österreich eine marmorverkleidete Nische errichten, in der die Wappen der „drei schwarzen Adler“ hingen. Beide evangelischen Konfessionen, die reformierte und die lutherische, hatten seit Bestehen der Garnisonkirche getrennte Gottesdienste gehalten. Am Reformationstag im Jahr 1817 nahm der König am Gottesdienst zur Vereinigung der beiden Konfessionen zur Unierten Kirche teil. Auf dem Altartisch, den vorher nach reformiertem Brauch nur die aufgeschlagene Bibel schmückte, standen ein Kruzifix und zwei Leuchter als äußeres Zeichen dafür. Der Innenraum der Kirche befand sich zum Ende des 19. Jahrhunderts in einem dürftigen Zustand. Eine Renovierung war mit Blick auf die vielen Fremden, die kamen, um die Grabstätte der bedeutendsten Könige Preußens zu besuchen, notwendig.
Im historischen Bewusstsein nimmt die Vereinnahmung der Garnisonkirche durch die Nationalsozialisten den größten Raum ein. Adolf Hitler und Paul von Hindenburg eröffneten am 21. März 1933 gemeinsam den Reichstag an diesem symbolisch aufgeladenen Ort. Durch diesen Akt war Hitler darum bemüht, in die Reihe der Hohenzollern und somit das „Dritte Reich“ in die Nachfolge Preußens zu stellen. Der Begriff des „Geists von Potsdam“ entstand, der bis heute mit preußischen Militarismus und Expansionsdrang gleichgesetzt wird. Der schwere Bombenangriff auf Potsdam im April 1945 sollte nicht nur die Stadt, sondern auch ein Symbol des Preußentums treffen. Dabei erlitten besonders das historische Zentrum und das östliche Havelufer großen Schaden. Der Turm geriet durch Funkenflug in Brand, obwohl die Kirche selbst nicht getroffen wurde. Dadurch stürzte das berühmte Glockenspiel in die Tiefe.
Sprengung der Garnisonkirche in Potsdam
Die Potsdamer konnten nach dem Krieg noch auf die Ruinen der ausgebrannten Garnisonkirche blicken, in deren Turm eine provisorische Heilig-Kreuz-Kapelle eingerichtet wurde. Im Juni 1967 jedoch erklärte Walter Ulbricht von höchster Stelle: „Das Ding muss weg“. Die preußische Vergangenheit musste weg. Gegen den Abriss kämpfte die Kirchengemeinde vergebens.
Am 14. Mai 1968 erfolgte die erste Sprengung an der Königsgruft, dann am Kirchenschiff. Hier verläuft heute eine Straße mit hohem Verkehrsaufkommen. An dieser Stelle ist das alte, von den Kirchtürmen geprägte Stadtbild nicht mehr zu erkennen.
Architektur und Bauweise
Gemauert wurde die Garnisonkirche aus Ziegelsteinen, wobei dekorative Elemente aus Sandstein bestanden. Die Seiten des Quersaalbaus wurden durch fünf hohe Rundbogenfenster gegliedert. Um diesen in den Kirchenbau zu integrieren, befanden sich an beiden Seiten des Turmes Treppenhäuser. Eine Wetterfahne, welche einen auf die Sonne zufliegenden Adler zeigte, bildete die Spitze. Sie verwies mit dem Monogramm Friedrich Wilhelms I. nicht nur auf den Wahlspruch des Königs: „Nec soli cedit“ – auch der Sonne weicht er nicht. Für den zu Christus strebenden Gläubigen standen Adler und Sonne ebenfalls. Auf den „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. war dies ein Seitenhieb zugleich.
Glockenspiel der Garnisonkirche

Das Glockenspiel der ersten Garnisonkirche wurde im Turm wieder aufgehängt. Seit 1797 erklang zur vollen Stunde eine geistliche und zur halben Stunde eine weltliche Melodie: „Lobe den Herrn“ und „Üb immer Treu und Redlichkeit“. Diese Melodien können Sie heute am rekonstruierten Glockenspiel wieder zu den gleichen Zeiten hören.
In die Kirche führten sechs Eingänge. Das mit einer Inschrift versehene, besonders reich verzierte Turmportal wurde nicht genutzt. Der Innenraum wurde unterteilt von zwei Seitenschiffen und einem Mittelschiff und hölzerne Emporen bildeten zwei Obergeschosse. Auf der ersten Empore gegenüber Kanzel und Orgel saßen König und sein Gefolge. Im Erdgeschoss darunter nahmen Königin und deren Hofdamen Platz; im Winter konnte man auch hier heizen. Das Erdgeschoss blieb ansonsten der Zivilgemeinde sowie den Frauen der Offiziere und Soldaten vorbehalten, die geräumigen Emporen dienten dem Militär. In der Kirche fanden insgesamt 2800 Menschen Platz. Vermutlich wollte der König seine Soldaten am Einschlafen hindern, da das Gestühl ursprünglich keine Rückenlehnen besaß. Im Jahr 1738 wurde eine flache Rampe eingebaut, um den gichtgeplagten König in einem Rollstuhl zu seinem Platz zu bringen. Die Forderung der calvinistischen Überzeugung des Königs, die Kirchenausstattung schlicht zu halten, ergänzte sich vorzüglich mit dessen Sparsamkeit. Im Zentrum des Kirchenraumes stand der einfache Altar. Der König investierte, im Gegensatz zu der kargen Ausstattung, hohe Summen in den Bau einer monumentalen Kanzelgruft, welche eine Einheit mit dem Grabraum bilden sollte. Mit poliertem, dunklen Marmor war die Königsgruft selbst verkleidet. Der König ließ für sich und seine Gemahlin Sophie Dorothea schwarze Marmorsarkophage aus den Niederlanden einschiffen.
Gräber
1740 wurde Friedrich Wilhelm I. in der Kirche beigesetzt. Statt neben ihm, fand seine Gemahlin in Berlin ihre letzte Ruhe. Friedrich II. (1740-1786) wurde gegen seinen testamentarischen Wunsch neben seinem Vater beigesetzt. Bis zum Jahr 1944 dauerte diese unfreiwillige Nähe an. Beide Preußenherrscher fanden erst 1991 nach der Auslagerung in die Stammburg der Hohenzollern getrennte Ruhestätten: Friedrich Wilhelm I. im Mausoleum an der Friedenskirche, Friedrich II. bei Sanssouci. Die Garnisonkirche wurde mit der Beisetzung des Soldatenkönigs zur Bühne königlicher Inszenierung, zur preußischen „Wallfahrtsstätte“. In einer dramatischen Szene am Grab Friedrichs II. verbrüderten sich 1805 Zar Alexander I. und Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) gegen Napoleon. Der siegreiche, französische Kaiser besuchte ein Jahr später selbst die Kirche, wo er lange in der Zeit in der Gruftkammer verweilt haben soll. Die Niederlage Preußens wurde durch seine Verehrung für Friedrich II. noch deutlicher unterstrichen. So wurde die Garnisonkirche zur Projektionsfläche politischer Selbstdarstellung. Die Kirchengemeinde besaß keine eigenen Leitungsgremien und war abhängig vom Staat. Sie konnte sich deshalb auch nie gegen diese Art von fremdbestimmter Nutzung wehren.
Wiederaufbau
Der Wiederaufbau der Kirche ist ein bundesweit umstrittenes Projekt in Potsdam. Es gibt sicher viele gute Gründe dafür und dagegen, so auch viele Befürworter und Gegner. Am 29. Oktober 2017 begann der Wiederaufbau des Kirchturms. Nach viereinhalb Jahren Bauzeit wurde der 90-Meter-Turm der Garnisonkirche im Rohbau fertiggestellt. Die Eröffnung ist für Anfang 2024 geplant. Der Turm wird nach Fertigstellung eine Aussichtsplattform haben. Aufgrund der Höhe der Kirche wird man dann dort eine fantastische Sicht über Potsdam genießen können.
